Formgeber der Unternehmenskultur
Ohne Menschen existieren keine Kulturen, also steht und fällt die Unternehmenskultur mit den Individuen, die darin und daran arbeiten. Alle menschlichen Wesenszüge spielen dabei eine Rolle: etwa die Gewohnheiten, die Werte, Verhaltensweisen und Glaubenssätze sowie die innere Motivation. Am stärksten wird die Kultur einer Organsiation durch die Gründer*innen geprägt – die Blume duftet vom Kopf (mein Alternativbild übrigens für das negative Bild vom stinkenden Fischkopf). Will ich als Gründer*in für eine Unternehmenskultur sorgen, die meinem Wesen entspricht, muss ich bei der Wahl der Mitarbeitenden auch auf die Wesenszüge achten. Früher war mir dieser Zusammenhang nicht bewusst. So habe ich einige Personalentscheidungen allein von der fachlichen Kompetenz abhängig gemacht. In all diesen Fällen war die Zusammenarbeit für beide Seiten nicht befriedigend. Jede*r in einem Unternehmen mit einer Führungsrolle hat einen ähnlich wichtigen Anteil an der letztendlich gelebten Kultur. Wenn Fehler bestraft werden, ist es klar, dass eine mehr oder weniger starke Angstkultur herrscht. Wenn statt konstruktivem Feedback nur gelobt oder getadelt wird, erstickt der Innovationsgeist im Keim und die Motivation sinkt in den Keller. Schließlich spielt aber jede*r von uns eine entscheidende Rolle bei der Kultur. Bin ich zum Beispiel stark Wettbewerbsorientiert, bin ich kein guter Teamplayer. Damit sorge ich für mehr Konkurrenz im Team als für Kooperation und Kokreation.
Verändert sich die Unternehmenskultur?
Wenn wir uns Menschen entwickeln, dann entwickelt sich unsere Kultur zwangsläufig mit. Mir persönlich ist dabei das Bewusstsein darüber wichtig, was sich warum und wie stark verändert. Je bewusster ich mir der eigenen Kultur bin, umso besser kann ich sie hegen und pflegen. Ich befinde mich also gerade in einer solchen Reflexionsphase – mit sehr schönen Erkenntnissen übrigens! Noch eine kleine Anmerkung an dieser Stelle: Ich glaube nicht daran, dass man eine Unternehmenskultur von oben verordnen und bewusst in eine ganz andere Richtung lenken kann. Ganz gleich welche Kultur ich mir auch wünsche, lebbar wird sie nur dann, wenn sie authentisch und echt ist. Theresia Maria Wuttke sagte einmal: »Frag nicht, was werden soll, sondern was werden will.«
Reflexion der eigenen Unternehmenskultur
So fing es an
2016 war für mich und für die Agentur kein einfaches Jahr: Dass ich meine »Schule für Fotografie und Design« schließen musste, empfand ich damals als Scheitern. Auf der Suche nach Antworten und vor allem Möglichkeiten zum Lernen und Vorwärtskommen lernte ich Stefan Merath kennen und durch ihn gegen Ende des Jahres die beste Unternehmercoachin der Welt: Marion Lang. Sie half mir dabei, mir meiner inneren Motivation bewusst zu werden und diese auszuformulieren. Ich werde es nie vergessen, wie sie mitten im Workshop voller Freude »Ausdruck verleihen« rief. »Das ist es«, sagten Marion und mein Bauchgefühl unisono. Diese zwei Wörter drücken seither sehr treffend aus, was mich schon mein Leben lang getrieben hat: Den Wesenskern einer Person oder einer Sache, den inneren Schatz, zu entdecken und diesem einen authentischen Ausdruck zu verleihen. Auch als Fotografin liebte ich Porträt-Shootings, bei denen es mir gelang, für einen kurzen Augenblick in die Seele der Person zu blicken, die vor meiner Linse saß. Fing ich diesen Augenblick ein, entstanden die wirklich authentischen Fotos.
Was hat sich verändert?
Kann sich der innere Antrieb eines Menschen überhaupt verändern? Für mich selbst kann ich auf jeden Fall sagen, dass nicht einmal das Corona-Jahr dazu taugte, den Sinn und Zweck meiner Unternehmung zu verändern. Nach wie vor brenne ich dafür, Neues kennenzulernen, Verborgenes zu entdecken und daraus sinnliche Kommunikatoren zu kreieren. Das Daumenkino zeigt aber eine Veränderung: Im letzten Jahr habe ich gelernt loszulassen. So wunderbar und so treffend ich meinen Purpose auch fand, ich war bereit dafür, etwas Neues in mir zu entdecken. So habe ich also das »Ausdruck Verleihen« losgelassen, und es kam wieder zurück zu mir. Das hat sich nicht verändert.
Fazit und Ausblick
Die einzige Konstante im Leben ist die Veränderung (Heraklit). Entscheidend ist, wie wir damit umgehen, ob wir uns dagegen sperren oder uns dem Fluss des Lebens hingeben. Dies bedeutet für mich keinen Kontrollverlust, sondern Offenheit und Flexibilität. Meine Strategie ist:
- immer mal wieder inne halten
- reflektieren
- anpassen, falls nötig
- weitergehen
Wie gehst du mit Veränderungen um? Welche Erfahrungen hast du im letzten Jahr bezüglich der Unternehmenskultur gemacht? Was hat sich für dich und dein Team grundlegend verändert?