#08 — Lustkochen

Ich liebe Kochen und Kochbücher, koche allerdings sehr selten nach Rezept. Kochbücher lese ich wie andere Romane lesen. Ich lasse mich von den Büchern inspirieren und sehe dann beim Kochen, was von dem Gelesenen hängen geblieben ist. Ich experimentiere gern und koche einfach nach Gefühl. Meine Küche ist beeinflusst von der Küche meiner Mutter, von der persischen und der indischen Küche sowie von Tom Kimes Rezepten (Aromaküche). Das selbe Gericht schmeckt bei mir nie gleich, weil ich nach Lust und Laune auf andere Gewürze oder gar andere Zutaten zugreife, und die Mengen variiere ich auch. Kochen ist eine lustvolle Tätigkeit, die alle Sinne berührt, es ist für mich Gestalten, Meditation und Freude pur.

Ich hatte einen Freund, der aus einer traditionsreichen Kochfamilie aus Indien stammt. Er meinte, dass jeder Mensch eine individuelle »Hand« zum Kochen hätte, und diese wäre dafür verantwortlich, dass das gleiche Essen, von unterschiedlichen Menschen gekocht, so unterschiedlich schmecken würde. Er war es, der mich ermutigte, frei zu kochen und damit meine eigene »Hand« schätzen- und kennenzulernen.

In diesem Büchlein beschreibe ich nicht wirklich ein Rezept, sondern viel eher eine Methode, nach der ich oft selbst koche. Sie ist anwendbar auf eine schier unendliche Liste von Zutaten. Außerdem findet man Inspirationen mit bestimmten Zutaten darin – beispielsweise ein persisches Gericht mit Huhn und Aprikosen oder ein indisch gewürztes Linsencurry mit grünem Spargel. Ich freue mich, wenn meine Leser das Lustkochen einfach einmal ausprobieren wollten. Was passiert, wenn man alle Rezeptbücher, Waage und Meßbecher wegpackt und einfach nach Gefühl kocht? Wie schmeckt die eigene Koch-Hand? Und was passiert, wenn man ein Rezept aus dem Gedächtnis kocht? Ich kann euch jedenfalls garantieren, dass mit Zutaten bester Qualität und einer guten Prise Lust und Freude vom Koch / von der Köchin unmöglich ein nicht-schmackhaftes Essen zustande kommt.

Wie war’s?

Schon zum achten Mal denke ich, »wenn ich noch etwas mehr Zeit hätte, würde ich so gern auch noch dies oder das am Buch tun«. Gern hätte ich fast immer mehr Zeit fürs Drucken. Sobald ich Formate größer als DIN A3+ auswähle, muss ich die Daten extern drucken lassen; dies kostet mich mindestens 2 Tage. Manchmal wollte ich gern ausführlichere Bücher machen, oder etwas tiefer in die Materie einsteigen und so weiter und so fort. Bei diesem Titel von 99 Büchern hätte ich gern die Innenseite als Kochplakat gestaltet, dafür war keine Zeit mehr. Solche Gedanken erinnern mich jede Woche daran, warum ich in den Jahren vor diesem Projekt so wenige freie Arbeiten realisiert habe. Dann bin ich stolz und dankbar, dass meine Kreativität schon seit 8 Wochen stärker ist als mein Perfektionismus.

Eckdaten

  • Format geschlossen: 8,75 x 14 cm / offen: 35 x 14 (28) cm
  • Umfang: 6 Seiten + 2 Seiten Umschlag + 1 Geheimfach 😉
  • Schrift: Slate Pro von Rod McDonald (2006)
  • Druck und Material: Laserprint auf Mondi Color Copy 90 g/qm